Gesichter der Vergangenheit und ihre Botschaft für heute
Studientag des Pallotti-Instituts fokussiert richtungsweisende Persönlichkeiten
Am Samstag, den 23. Juni 2018, beleuchtete der Studientag des Pallotti-Instituts der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar die Biografien fünf bedeutender Persönlichkeiten: Josef Kentenich SAC, Josef Engling, Richard Henkes SAC, Franz Reinisch SAC und Mutter Rosa Flesch. Rund 50 Teilnehmer versammelten sich im Richard-Henkes-Saal, um die richtungsweisenden Botschaften dieser “Gesichter der Vergangenheit” zu ergründen.



Josef Kentenich SAC: Liebe, die vieles wagt
Pater Josef Kentenich, der Gründer der Schönstattbewegung, widmete sein Leben der religiösen Persönlichkeitsbildung. Kurz nach seiner Priesterweihe 1910 begann er als Spiritual im Studienheim Vallendar, wo er 1914 eine Marianische Kongregation gründete. Kentenich betonte, dass Heiligkeit nicht im Außergewöhnlichen liegt, sondern im Kampf mit den eigenen Stärken und Schwächen. Seine tiefe Marienverehrung prägte die Schönstattbewegung, besonders durch das Bild der “Dreimal wunderbaren Mutter”, das für ihn ein Symbol des Gleichgewichts und der spirituellen Inspiration darstellte.
Josef Engling SAC: Liebe, die sich im Krieg bewährt
Josef Engling, Schüler und Anhänger Kentenichs, entwickelte während seiner Zeit im Studienheim eine tiefe Bindung an Maria. Während des Ersten Weltkriegs schrieb er Briefe und führte ein geistliches Tagebuch, das seine Selbsthingabe dokumentiert. Engling wollte jungen Menschen helfen, ihr Leben durch Selbsterziehung zu gestalten. Er starb 1918 mit nur 20 Jahren im Krieg, bleibt jedoch durch seine Tagebuchnotizen und Briefe eine Inspiration für viele Gläubige.
Richard Henkes SAC: Liebe, die zum Lebensopfer wird
Pater Richard Henkes, ein Mitstudent von Josef Engling, stellte sich mutig gegen das NS-Regime. Seine Predigten brachten ihm 1943 die Inhaftierung im KZ Dachau ein, wo er Typhuskranke pflegte und sich selbst infizierte. Er starb 1945 an den Folgen seiner Hingabe. Sein bekanntes Zitat “Einer muss ja die Wahrheit sagen” steht für seinen unermüdlichen Einsatz für Wahrheit und Nächstenliebe. Auch seine Bemühungen um deutsch-tschechische Versöhnung wirken bis heute nach.


Franz Reinisch SAC: Widerstand bis zum Tod
In Vallendar-Schönstatt fand der Tiroler Pallottiner-Pater Franz Reinisch seine spirituelle Heimat. Sein Gewissen verbat es ihm, den Fahneneid auf Hitler zu leisten. Eine einsame Entscheidung, die er in der Kapelle von Schönstatt fällte und die ihn am 21. August 1942 auf das Schafott brachte. Am 28. Mai 2013 wurde in Trier der Seligsprechungsprozess für P. Franz Reinisch offiziell eröffnet. Als Postulator dieses Prozesses fungiert P. Dr. Heribert Niederschlag SAC, der die Teilnehmer des Studientages zunächst in die Biografie seines mutigen Mitbruders einführte.
Franz Reinisch kam am 1. Februar 1903 als zweites Kind einer österreichischen Beamtenfamilie in Feldkirch zur Welt. Er besuchte eine Franziskanerschule. Zunächst studierte er Jura in Innsbruck und Gerichtsmedizin in Kiel. In Kiel fasste er den Entschluss, Priester zu werden. 1923 begann er das Studium der Theologie und Philosophie. Zwei Jahre später trat er in das Priesterseminar in Brixen ein. Dort schloss er rasch Freundschaft mit dem Pallottinerpater Richard Weickgenannt SAC. Über ihn kam er nach seiner Priesterweihe 1928 zu den Pallottinern. Am 3. November 1928 trat er in das Noviziat in Untermerzbach ein. Nach seiner Profess wirkte er als Lektor der Philosophie in Untermerzbach und in der Jugenderziehung in Augsburg. Dort lernte er die Bewegung von Schönstatt mit ihrer warmherzigen Marienverehrung und ihrem von Vinzenz Pallotti her kommenden missionarischen Schwung kennen. P. Reinisch war sehr angetan von dem was er aus Texten erfuhr und bei seinem ersten Besuch in Schönstatt erlebte. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam eine neue Herausforderung in P. Reinischs Leben als Mensch und Priester. Er bezog klar Stellung gegen deren menschenverachtende Ideologie und suchte in seinen Predigten und Vorträgen die Konfrontation mit den Machthabern. 1940 wurde er daher von der Gestapo mit einem Predigt- und Redeverbot für das Gebiet des gesamten Deutschen Reiches belegt. Als er am 7. April 1942 die Einberufung zur Wehrmacht erhält, steht sein Entschluss fest: Er wird auf Adolf Hitler keinen Eid ablegen. Er ging ganz bewusst zu spät zu seiner Einberufung, verweigerte den Fahneneid, kam in Haft und wurde vor das Reichskriegsgericht gestellt. Wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ wurde P. Reinisch zum Tode verurteilt und mit dem Fallbeil hingerichtet. P. Franz Reinisch war ein Mensch, „der immer aufs Ganze geht“, wie er dem Wehrmachtspfarrer im Gefängnis lächelnd gestand. In seinem Kampf für seinen Glauben und gegen die Unrechtsherrschaft der Nationalsozialisten war er bereit, auch den eigenen Tod in Kauf zu nehmen.
P. Franz Reinisch hätte, anders als Edith Stein und auch anders als P. Maximilian Kolbe, sein Todesschicksal wenden können. Noch bis zu seinem Hinrichtungstag wäre es ihm möglich gewesen, den Fahneneid doch zu leisten und somit sein Todesurteil abzuwenden. Doch mit allem Nachdruck betont Reinisch, auch seinen Oberen gegenüber, dass der eingeschlagene Weg für ihn Gottes Wille sei. Was er an Schaden von der Gesellschaft habe abwenden können, habe er im Voraus zu beseitigen versucht. Darum liege die Verantwortung nur bei ihm. Im Spannungsfeld von Freiheit und kirchlicher Autorität tritt Reinisch entschieden für den Vorrang der freien Gewissensentscheidung ein.
Mutter Rosa Flesch: Liebe trotz Leid
Die selige Rosa Flesch, Gründerin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, widmete ihr Leben den Armen. Trotz Armut und persönlichem Leid baute sie eine Ordensgemeinschaft auf, die soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen betrieb. Nach ihrer Absetzung als Generaloberin wurde sie verleumdet und ins Exil geschickt, bewahrte jedoch ihre Liebe und Vergebung bis zum Tod. Ihr Lebenswerk bleibt ein Symbol für Versöhnung und soziale Verantwortung.

