Reise nach Tirol 2023

Vom 30. Juni bis zum 02. Juli 2023 reiste Pater Heribert Niederschlag SAC mit den beiden Theologiestudenten der Vinzenz Pallotti University, Johannes Maruschke (Mitarbeiter im Reinisch-Forum) und Filip Vukina (Fotograf, Grafikdesigner), von Vallendar nach Innsbruck und Hall in Tirol. An den Orten seiner jungen Jahre sollte der Priesterweihe und Primiz P. Franz Reinischs vor 95 Jahren gedacht und die Erinnerung an ihn wachgehalten werden.

Gute und fruchtbare Begegnungen

Am Samstag, dem 1. Juli 2023, stand zuerst ein Interview auf der Tagesordnung. Michael Gstaltmeyer vom Presseservice der Diözese Innsbruck befragte P. Niederschlag zu Franz Reinisch und ging dabei besonders auf seine Lebensstationen in Tirol ein. Pater Niederschlag betonte im Gespräch, dass Reinisch schon sehr früh die Unvereinbarkeit der Nazi-Ideologie mit dem christlichen Glauben gespürt habe. Es gab für ihn kein „Sowohl – Als auch“, sondern nur ein „Entweder – Oder“: Entweder Christ oder Nationalsozialist. Franz Reinisch sah, mit welcher Brutalität die Nazis in Tirol die Christen verfolgten. Der Gauleiter Franz Hofer wollte dem Führer zum 50. Geburtstag sogar ein klosterfreies Tirol übergeben. Solche Geschehnisse bestärkten Franz Reinisch in seiner Entscheidung, den Fahneneid auf den Führer auf keinen Fall zu leisten. Pater Niederschlag machte deutlich, dass er diese Entscheidung gegen den Willen seiner Oberen traf und nach einer langen inneren Auseinandersetzung bis zum Ende durchhielt. 

Gegen Mittag trafen sich die Reisenden mit dem Ehepaar Rießlegger, das sich schon seit vielen Jahren in Innsbruck und der Umgebung für die Verehrung von Franz Reinisch einsetzt. Gemeinsam gab es eine kurze Erkundungsreise an Orte des Wirkens von P. Reinisch. Am Nachmittag begegnete P. Niederschlag Herrmann Glettler, Bischof von Innsbruck, und traf sich mit dem Landeshauptmann a.D. DDr. Herwig van Staa, der sich schon lange für die Bekanntmachung Reinischs in Tirol einsetzt. Währenddessen zogen die anderen beiden Reisenden durch Innsbruck, um wichtige Orte im Leben von Franz Reinisch zu fotografieren,- das Wohnhaus seiner Familie, den Dom, die Leopold-Franzens Universität, das Haus der ÖCV-Verbindung Leopoldina, den Westfriedhof u.a. 

Gottesdienst in Wilten anlässlich der 95-jährigen Primiz

Am Abend fand im Innsbrucker Stadtteil Wilten in der Wallfahrtskirche zu „Unserer Lieben Frau unter den vier Säulen“, wo Franz Reinisch vor genau 95 Jahren seine Primiz feierte, ein Festgottesdienst statt. Die Zelebranten waren MMag. Adrian Gstrein OPraem, Pfarrer von Wilten, Dekan Jakob Patsch (Hall) und Pater Heribert Niederschlag SAC, der der Feier vorstand. An diesem Festgottesdienst nahmen auch Verwandte von Franz Reinisch teil. In der Predigt ging P. Niederschlag zunächst auf die Verbindung zwischen P. Reinisch und der Wiltener Basilika ein, der Kirche, wo sich bereits seine Eltern kennenlernten. Danach zeichnete P. Niederschlag ein genaueres Bild des Glaubenslebens von Franz Reinisch. Besonders in den Aufzeichnungen der Gefängniszeit lasse sich bei ihm ein ganz tiefes Vertrauen in Gott beobachten. Er habe zwar immer wieder in Anbetracht des Todes mit schlimmsten Ängsten zu kämpfen gehabt, jedoch wichen diese stets einem tiefen inneren Frieden. Reinisch konnte durch seine Hingabe an Gott und an die Gottesmutter Maria mit ganzer Überzeugung sagen, dass Gott in der Liebe allmächtig ist: ER verwandelt die Sünde in Segen und Tod in Leben.

Gedenkfeier in Hall mit Enthüllung einer Skulptur

Am Sonntag, dem 2. Juli 2023, ging es nach Hall, eine etwa zehn Kilometer östlich von Innsbruck gelegene Stadt im Inntal, wo Franz Reinisch seine Gymnasialzeit verbrachte. In der Pfarrkirche St. Nikolaus gedachte man seiner im sehr festlich gestalteten Sonntagsgottesdienst. Es waren auch Vertreter der Katholischen Verbindungen anwesend, denen Franz Reinisch zu Lebzeiten angehörte. So gaben ihm die Fahnenabordnungen der Leopoldina, der Sternkorona und der Tiroler Mittelschüler Verband die Ehre. Pfarrer Jakob Patsch, Dekan von Hall, stand dem Gottesdienst vor und sprach in seiner Predigt über die Botschaft Franz Reinischs für die damalige und unsere heutige Zeit. Er machte deutlich, dass Reinisch mit seiner Eidverweigerung gegen den Missbrauch von Autorität protestierte und diesen Widerstand aus dem Glauben leistete. Für uns heute gilt seine Botschaft als Mahnung, unserem Gewissen zu folgen und gegen das Unrecht die Stimme zu erheben, die eigene Überzeugung entschieden zu vertreten und für die Wahrheit einzustehen, auch wenn es für uns unangenehm ist. In Anlehnung an die Worte Jesu über die Kreuzesnachfolge (Mt 16, 24), sagte Pfarrer Patsch: „Wer sich auf Christus einlässt, muss mit Widerstand und Ablehnung rechnen.“

An diesem Tag wurde eine Bronzeskulptur des bekannten Tiroler Künstlers Lois Anvidalfarei mit dem Titel „Geköpft“ zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Die überdimensionale Skulptur eines am Boden liegenden Kopfes entstand in der Beschäftigung des Künstlers mit Franz Reinisch, dessen Gewissensentscheidung ihn buchstäblich den Kopf gekostet hat. Der Kopf aus Bronze wird nun an verschiedenen Standorten zu sehen sein und dabei auch an die vielen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnern, die Widerstand geleistet und diesen mit ihrem Leben bezahlt haben.

Im Anschluss an den Gottesdienst gab es auf dem Kirchplatz, der an diesem Tag in „Franz-Reinisch-Platz“ umbenannt wurde, ein frohes Beisammensein bei einem Umtrunk.

Die gesamte Reise war ein eindrucksvolles Erlebnis auf den Spuren von Franz Reinisch, förderte die Verbindung zu den Tiroler Reinisch-Verehrern und hat zur Verbreitung seiner Bekanntheit in Österreich sicher einen neuen Impuls gegeben. 

@ Franz Reinisch Forum 2025