„Alleine?“ und „Dein Kreuzweg“

Zwei Gedichte von Alexander Legniti

Alexander Legniti ist Leiter der städtischen Friedhöfe Innsbrucks. Sein Werk umfasst aktuell rund 3.200 Gedichte. Seit langer Zeit schon verehrt er Pater Franz Reinisch. Dem Pallottiner-Pater sind die vorangegangenen Gedichte gewidmet.

Alleine?
Dein Glaube ließ dich stark sein,
sowie auch die Liebe zu den andern.
Doch warst du damit fast allein,
und du musstest auch alleine wandern.
Deine Mutter an der Hand,
fragtest du sie ob sie so bestehen würde,
wie Maria an der Freskowand,
und ob sie Stand hielt dieser Bürde.
Sie müsse es, das meinte sie,
und ließ dich los und geh’n.
Du gingst alleine weiter wie
im bösen Traum,
den wir bis heute nicht versteh’n.
Ja, bis zum Ende,
gingst du nun allein.
Der Einz’ge, der an deiner Seite stände,
sollte bloß der Herrgott sein.
Rosen wolltest du vom Himmel streuen,
in wundervoller Pracht.
Du wolltest selbst den Tod nicht scheuen,
und hast die mut’ge Tat allein vollbracht.

© Alexander Legniti 
Für Pater Franz Reinisch
Innsbruck, 06.02.2014

Dein Kreuzweg
Du gingst ihn gewissenhaft,
bis zu deinem Ende,
den Kreuzweg, den nicht ein jeder schafft,
weil er nicht jedem zu Gesichte stände.
Jede Station
gingst du bedacht,
wie ein gerechter Sohn,
der weiß, dass über ihn sein Vater wacht.
Schritt für Schritt,
ohne vom Weg abzukommen,
und dein Vater ging mit,
doch du warst deiner Mutter aus den Händen genommen.
Bis zur Kreuzabnahme stand sie dir bei,
bot dir ihr liebendes Geleit.
Dann gab sie dich frei,
und es kam deine einsame Zeit:
Dein letzter Weg hier auf Erden,
bis hin zum Schafott.
Du wolltest nie einer werden,
einer von vielen im gleichatmigen Trott.

© Alexander Legniti 
Für Pater Franz Reinisch
Innsbruck, 13.05.2014

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